Klaus Rohwer
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Akkordsymbole
Häufig findet man in Notenblättern über den Notenlinien Kürzel wie
CMaj7, G7, Am7, Bm7b5 und ähnliche. Das sind sogenannte Akkordsymbole.
Gitarristen wissen meist etwas damit anzufangen, mitunter aber nicht, was sie tatsächlich bedeuten. Im Jazz ist es aber
sowohl für das Improvisieren wie für die Begleitinstrumente (Bass, Gitarre, Klavier u. a.) unerlässlich,
diese Akkordsymbole richtig zu verstehen. Das lernt man normalerweise aus Harmonielehre-Büchern. Ich will versuchen,
hier eine kurze Erklärung dazu zu geben, damit man die Skalenuhren (Kleine Skalenuhr,
Große Skalenuhr) richtig verstehen kann.
Große Buchstaben bedeuten einfach einen Dur-Dreiklang, z. B. bedeutet C:
C - E - G (Grundton - große Terz - Quinte). In der deutschen Notenliteratur findet man häufig
auch Kleinbuchstaben, diese bezeichnen einen Moll-Dreiklang, z. B. a: A - C - E (Grundton - kleine Terz - Quinte). In
der Literatur für Jazz wird aber eine andere Schreibweise für Moll-Dreiklänge verwendet. Im Falle von A-Moll
wäre dies Am, also mit einem Großbuchstaben für den Grundton und einem angehängten kleinen m für
"minor", was auf Englisch "kleiner" oder eben "Moll" bedeutet.
Im Jazz werden aber meistens nicht Dreikänge, sondern mindestens Vierklänge
verwendet. Bei den Vierklängen wird zusätzlich zu Grundton, Terz und Quinte meist noch die Septime oder -- etwas
seltener -- die Sexte verwendet. Solche Akkorde werden dann -- am Beispiel des Grundtons C -- mit C7 bzw.
C6 bezeichnet. Achtung: eine einfache 7 bezeichnet immer die kleine Septime (im Falle des Grundtons C wäre
das das Bb, der gesamte Akkord besteht also aus den Tönen C - E - G - Bb), eine einfache 6
hingegen bezeichnet immer die große Sexte (im Falle des Grundtons C also das A, der gesamte Akkord besteht also aus den
Tönen C - E - G - A). Will man einen Dur-Akkord mit großer Septime darstellen, so
schreibt man CMaj7 (am Beispiel des Grundtons C, der gesamte Akkord lautet dann
C - E - G - B). Häufig findet man dafür auch die Schreibweise CΔ.
Diese ist eigentlich nicht ganz korrekt, denn das Dreieck Δ steht eigentlich für den Dur-Dreiklang,
CΔ würde also einfach C - E - G bedeuten. Die Erklärung dafür, dass
CΔ dennoch für den Vierklang verwendet wird ist wohl, dass es eine Abkürzung für
CΔ7 ist, also für einen Dur-Dreiklang mit zusätzlicher Septime -- und das ist bei (ionisch) Dur
nun mal die große Septime. Die letztere Scheibweise ist auch durchaus gebräuchlich, dennoch empfehle ich wegen der
Eindeutigkeit die Bezeichnung CMaj7.
Bei den Moll-Vierklängen gibt es das auch, am Beispiel von A-Moll sieht das dann so aus: Am7
(A - C - E - G) bzw. Am6 (A - C - E - F#, große
Sexte!). Es gibt auch Moll-Akkorde mit großer Septime, z. B. AmMaj7 oder auch AmΔ7
(A - C - E - G#), diese sprengen aber den Rahmen der Kirchentonarten; sie begründen vielmehr zwei eigene Akkord- und Skalenfamilien (harmonisch und
melodisch Moll).
Häufig geht man im Jazz noch über Vierklänge hinaus. Man nimmt zum Beispiel noch die None und/oder die
Undezime und/oder die Tredezime hinzu. Analog zu den Akkorden mit Sexte oder Septime schreibt man dann z. B.
C9. Diese Schreibweise schließt IMMER die (kleine) Septime ein, trotzdem wird NIE C7,9
geschrieben. Will man nur die zusätzliche None ohne die Septime bezeichnen, so schreibt man Cadd9, von
englisch add = hinzufügen. Dies ergibt wieder nur einen Vierklang. Entsprechend bedeutet C11 immer
C7,9,11, wird aber nie so geschrieben, und Cadd11 fügt nur die Undezime hinzu, aber weder die
Septime noch die None. Sinngemäß gilt das Gleiche für die Tredezime. Es ist auch möglich, beispielsweise
nur die Septime und die Undezime hinzuzufügen mittels der Schreibweise C7add11. Auch die Kombinationen wie
C7add13 , C9add13 und sogar Cadd9add13 kommen gelegentlich vor.
Das Gleiche gilt im Prinzip auch für Akkorde mit großer Septime. Manche Notenwerke schreiben hier explizit z.B.
CMaj79, wenn zusätzlich zur großen Septime noch die (normale große) None gemeint ist, andere
schreiben kurz CMaj9. Da bei Akkorden mit großer Septime die Undezime (11) so gut wie nie vorkommt, gibt es
daneben nur noch CMaj713, der auch als CMaj13 geschrieben wird.
Es gibt auch Akkorde, in denen nicht die unveränderte None, Undezime oder Tredezime angegeben ist, sondern kleine oder
übermäßige Intervalle. Diese werden dann durch ein vorangestelltes b (für das um einen Halbton
verminderten Intervall) oder durch ein # (für das um einen Halbton erhöhte Intervall) gekennzeichnet. Beispiele:
Em7b9, FMaj7#11. Dabei wird alles, was nach einer Septime kommt, als "Akkordoptionen" bezeichnet. Das
heißt aber nicht, dass diese "Optionen" optional sind in dem Sinne, dass man sie auch ignorieren kann! Bei einer
#9-Option darf man auf einem Akkordinstrument keinesfalls eine normale None bzw. Sekunde spielen, sondern muss immer die
übermäßige Sekunde/None wählen - oder gar keine. (Als Solist hat man da mehr Freiheit.)
Weitere Akkordoptionen beziehen sich auf die Quinte und ggf. auf die Quarte. Gelegentlich kommt nämlich statt einer Terz
auch eine Quarte im Akkord vor. Dann kann man das Geschlecht des Akkords (Dur oder Moll) nicht erkennen, weil die Quarte
gewissermaßen davor gehalten wird. Deswegen nennt man diese Quarte dann auch Vorhaltquarte und den Akkord Vorhaltakkord
oder Akkord mit Quartvorhalt. Geschrieben wird ein Vorhaltakkord als Csus4 oder häufiger als
C7sus4, weil die Vorhaltquarte meist gemeinsam mit der kleinen Septime eingesetzt wird (Quartseptakkord). Mitunter
wird nur C7sus geschrieben und die 4 weggelassen --- eine Verwechslung ist ja nicht möglich. Trotzdem
empfehle ich das Weglassen nicht, etwas Redundanz erhöht die Lesbarkeit.
Gelegentlich wird auch die Quinte verändert, häufiger nach unten als nach oben, aber beides kommt vor. Eine (um
einen Halbton) verminderte Quinte wird im Akkordsymbol durch b5 gekennzeichnet, eine übermäßige (um einen
Halbton erhöhte) Quinte durch #5. Das sieht dann zum Beispiel so aus: Bm7b5 =
B - D - F - A = halbverminderter Akkord. Wieso halbvermindert und nicht ganz? Ein verminderter
Akkord hat zunächst mal gar keine Septime, man könnte ihn also als Bmb5 (=
B - D - F) schreiben. Das tut man aber nicht, sondern schreibt Bo oder Bdim von
englisch diminished = vermindert. Wenn man einem verminderten Akkord eine Septime hinzufügen will, so nimmt man
die verminderte Septime, die ist noch einen Halbton kleiner als die kleine Septime, also genau so groß wie eine
(große) Sexte. Man könnte den Akkord also auch folgendermaßen schreiben: Bm6b5, doch das tut man
nicht, sondern man schreibt immer Bo7(= B - D - F - Ab. = lauter kleine Terzen).
Wenn die Quinte um einen Halbton erhöht wird (übermäßige Quinte), so kann das entsprechende Akkordsymbol
z. B. so aussehen: CMaj7#5, was auch als C+ abgekürzt wird. Der Vollständigkeit halber
soll auch noch der alterierte Akkord erwähnt werden, den man meist Calt abkürzt, dessen Akkordsymbol
aber ausgeschrieben C7#9b13 lautet. Damit haben wir den Bereich der Kirchentonarten schon weit verlassen, zu denen
wir sogleich zurückkehren wollen.
Apropos "vermindert" und "übermäßig": Wann spricht man eigentlich von "kleinen" und wann von "verminderten",
wann von "großen" und wann von "übermäßigen" Intervallen? Als kleine und große Intervalle werden
diejenigen bezeichnet, die in den (eigentlichen) Kirchentonarten vorkommen (ohne die lokrische Skala!), als "verminderte" und
"übermäßige" Intervalle gelten jene, die "normalerweise" (d. h. in den Kirchentonarten im engeren Sinne)
nicht vorkommen. Es gibt also
- eine kleine und eine große Sekunde/None (b9, 9), aber auch zusätzlich eine
übermäßige Sekunde/None (#9),
- eine kleine und eine große Terz,
- eine verminderte, eine normale und eine übermäßige Quarte/Undezime (b11, 11,
#11),
- eine verminderte, eine normale und eine übermäßige Quinte (b5, 5,
#5),
- eine kleine und eine große Sexte/Tredezime (b13, 13) und
- eine verminderte, eine kleine und eine große Septime (o7, 7, Maj7).
Gelegentlich werden Akkordoptionen durch Schrägstriche abgetrennt oder in Klammern gesetzt, was ihre Gültigkeit in
keiner Weise vermindert. Ich empfehle diese Schreibweise aber nicht, weil sie zu Fehlinterpretationen und zu Verwechslungen
Anlass geben kann. Dagegen empfehle ich, Sexten, Septimen und Akkordoptionen immer hoch zu stellen. Dies ist insbesondere bei
sogenannten Slash Chords ("Schrägstrich-Akkorde") sinnvoll: Das sind Akkorde, die nach dem eigentlichen
Akkordsymbol noch einen Schrägstrich aufweisen, hinter dem eine weiterer Notenname steht. Dieser bezeichnet dann einen
zusätzlichen Basston (auch eine Möglichkeit, aus einem Dreiklang einen Vierklang zu machen...). Der
Schrägstrich und der Basston werden auf die selbe Höhe und in der selben Größe wie der Grundton gesetzt;
Beispiel: Am7/G (A-Moll-Akkord mit der Septime G als Basston).
Akkordsymbole weisen also gewissermaßen die Abweichungen eines Akkords von einem
gewöhnlichen Dur-Akkord aus. Jede Abweichung, jede zusätzliche Note wird durch eine 6, eine 7 (ggf. mit "Maj" oder
"o" davor), eine Option oder einen zusätzlichen Notennamen mit Schrägstrich davor dargestellt. Mit meinem Akkordschieber kann man sich die zu einem bestimmten Akkordsymbol gehörigen Töne anzeigen
lassen.
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