Klaus Rohwer



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Die Kirchentonarten


Darüber, warum die Kirchentonarten so heißen, möchte ich hier nichts schreiben, das findet man an anderer Stelle im Internet erklärt. Jedenfalls haben sie mit der "Kirche" nur aus historischen Gründen zu tun. Aber ich möchte versuchen, die Zusammenhänge zwischen den Kirchentonarten aufzuzeigen, denn das ist für die Harmonielehre sehr nützlich. Man nehme zum Beispiel eine C-Dur-Tonleiter: C D E F G A B C, sie hat Halbtonschritte zwischen dem 3. und dem 4. Ton (hier E und F) und zwischen dem 7. und dem 8. Ton (hier B und C). Im Unterschied zu den anderen Kirchentonarten nennt man diese Tonleiter auch ionisch. Ich verwende hier konsequent den international gebräuchlichen Notennamen B statt des deutschen Notennamens H (der sowieso nur auf eine Verwechslung zwischen den Buchstaben b und h durch einen abschreibenden Mönch des Mittelalters zurück geht).

Beginnt man jetzt mit der Zählung nicht bei C, sondern bei D, so hat man die Halbtonschritte zwischen dem 2. und dem 3. Ton (immer noch E und F), sowie zwischen dem 6. und dem 7. Ton (immer noch B und C). Vielleicht sagst Du: das macht doch keinen Unterschied, das ist doch immer noch die C-Dur-Tonleiter! Ist es nicht egal, ob ich bei C oder bei D anfange? Das Anfangen vielleicht schon, aber nicht das Aufhören! Ein Stück in C-Dur endet normalerweise auf C, ein Stück in der gerade vorgestellten Tonleiter endet aber auf D. Spiele doch mal irgendein Stück, das die selben Töne wie die C-Dur-Tonleiter benutzt, aber auf D endet. Du wirst feststellen, dass es einen völlig anderen Charakter hat. Deswegen gibt man dieser Tonleiter einen anderen Namen und nennt sie dorisch. Weil zwischen dem ersten und dem dritten Ton ein Ganzton- und ein Halbtonschritt liegt, also eine kleine Terz, hat sie eindeutig Moll-Charakter und wird deswegen auch Dorisch-Moll genannt. Dorisch-Moll ist aber nicht das Selbe wie das "gewöhnliche" Moll - dazu kommen wir noch.

Genau wie beim zweiten Ton der C-Dur-Tonleiter kann man auch bei jedem anderen Ton zu zählen anfangen, und kommt jedes Mal zu einer anderen Tonleiter. Beim achten Ton -- wieder ein C -- kommt man wieder bei ionisch an. Das soll die folgende Tabelle verdeutlichen.

Achtung: Die Tabelle wurde für das Beispiel C-Dur aufgestellt. Man kann solch eine Tabelle natürlich auch für andere Grundtöne als Startpunkt aufstellen. Allgemeingültig wäre die Tabelle, wenn man nur die sogenannten Stufennummern (römische Zahlen) in der ersten Zeile verwenden würde. Aber dann wäre die Tabelle nicht so leicht zu verstehen. Die Kirchentonarten mit allen Grundtönen sind aber in meiner Kleinen Skalenuhr enthalten (siehe auch unten).

I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV
C D E F G A B C D E F G A B C
ionisch              
C D E F G A B C D E F G A B C
  dorisch            
C D E F G A B C D E F G A B C
    phrygisch          
C D E F G A B C D E F G A B C
      lydisch        
C D E F G A B C D E F G A B C
        mixolydisch      
C D E F G A B C D E F G A B C
          aeolisch    
C D E F G A B C D E F G A B C
            lokrisch  
C D E F G A B C D E F G A B C
              ionisch

Es stellt sich heraus, dass die aeolische Tonleiter genau die "gewöhnliche" Moll-Tonleiter ist, die man auch als Natürlich-Moll oder eben Aeolisch-Moll bezeichnet. Sie hat die Halbtonschritte zwischen dem 2. und dem 3. Ton sowie zwischen dem 5. und dem 6. Ton. Sie beginnt hier bei A, und weil wir mit C-Dur angefangen haben (I. Stufe), nennt man A-Moll auch die Mollparallele zu C-Dur. Die Mollparallele beginnt immer auf der VI. Stufe der Dur-Tonleiter. Statt mit C-Dur anzufangen, kann man auch mit jeder anderen Dur-Tonleiter beginnen und erhält die zugehörigen Kirchentonleitern.

Wenn ich bisher von Dur-Tonleiter gesprochen habe, dann habe ich immer die "gewöhnliche" Dur-Tonleiter gemeint, das ist in der Bezeichnungsweise der Kirchentonarten die ionische Dur-Tonleiter. Daneben gibt es aber noch weitere Dur-Tonleitern unter den Kirchentonarten, genau wie es weitere Moll-Tonarten gibt:

  • Dur ionisch -- die gewöhnlich Dur-Tonleiter
  • Dorisch Moll
  • Phrygisch Moll
  • Dur lydisch
  • Dur mixolydisch
  • äolisch (natürlich) Moll -- die gewöhnliche Moll-Tonleiter
  • lokrisch (halbvermindert)
Es gibt übrigens einen schönen Merkspruch dazu, allerdings auf Englisch: "I Don't Play Like Miles And Louis." Man beachte die Anfangsbuchstaben der Wörter - und die der Attribute der Kirchentonarten! Diesen Hinweis verdanke ich Thomas Schönsgibl, Österreich. Wer Miles und Louis sind, das wird jeder Jazzmusiker wissen...

Aus unerfindlichen Gründen wird "Dur" meistens vorangestellt, während "Moll" meistens nachgestellt wird. Die lokrische Tonleiter ist in verschiedener Hinsicht eine Ausnahme: sie hat zwar eine Mollterz (kleine Terz), aber zusätzlich eine verminderte Quinte. Ihre Septime ist ebenfalls klein, aber nicht so klein, dass man die Tonleiter als vermindert bezeichnen würde. Dazu wäre eine verminderte Septime nötig, die der gewöhnlichen (großen) Sexte entspricht. Eine solche Skala gibt es tatsächlich, aber sie kann nicht im Rahmen der Kirchentonarten dargestellt werden. Die lokrische Tonleiter wird daher auch als "halbvermindert" bezeichnet. Streng genommen ist sie nicht einmal eine Kirchentonart, denn die verminderte Quinte (Tritonus) galt lange als das dissonanteste Intervall und als "der Teufel in der Musik". Wie man aber oben leicht sehen kann, passt sie hervorragend in die Systematik der Kirchentonarten.

Die Kirchentonarten bezeichnet man übrigens auch als Modi (Mehrzahl von Modus, lat. für "Art und Weise"), und diese spielen eine große Rolle im sogenannten Modalen Jazz, bei dem ein Stück nur formal in einer bestimmten Tonart steht (indem es bestimmte Vorzeichen hat), faktisch aber aus mehrtaktigen Passagen besteht, innerhalb derer jeweils ein Modus (= eine Kirchentonart) mit einem bestimmten Grundton gilt. Bei der nächsten Passage wechselt der Grundton und/oder der Modus.

Als ich das mit den Kirchentonarten kapiert hatte, habe ich mir überlegt, dass man das ja relativ einfach in einer Art Schablone darstellen könnte, die einem mit wenigen Handgriffen anzeigt, welches bei gegebenem Grundton die Töne einer bestimmten Kirchentonleiter sind. Daraus resultierte meine "Kleine Skalenuhr", die ich hiermit allen Interessierten zur Verfügung (d. h. zum download bereit-) stellen möchte, ebenso wie die "Große Skalenuhr".

Weiter zur Kleinen Skalenuhr

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Der Akkordschieber
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