Tipps zur Modellauswahl - Verstärkung - Wartung und Pflege - Stimmen und Lösen - Modifizieren
Zwei Hinweise, die man nicht oft genug wiederholen
kann
Wartung und Pflege:
- Reinigung: Nach einiger Zeit des Spielens wird Dir auffallen, dass
sich an den Eingängen der Luftkanäle (bei diatonischen) bzw. in den Öffnungen des Mundstücks und des
Schiebers (bei chromatischen Mundharmonikas) Ablagerungen bilden. Sie kommen zwar aus Deinem eigenen Speichel, haben
aber doch auf die Dauer irgendwie eine ekelerregende Wirkung... Deshalb: saubermachen! Dazu kann man verschiedene
Werkzeuge (siehe auch die folgende Abbildung) nehmen: Taschenmesser, Schraubendreher, Feile, Zahnstocher,
Wattestäbchen mit oder ohne Wasser oder Spülmittellösung oder Isopropanol oder... manche schwören auf
Zahnzwischenraumbürsten (sehen aus wie winzige Flaschenbürsten - gibt's im Fachgeschäft), aber die Dinger sind
sehr teuer!
Mitunter möchte man auch die Stimmplatten samt Stimmzungen reinigen, insbesondere wenn man eine gebrauchte
Mundharmonika erworben hat. Zunächst muss man dazu die Mundharmonika auseinanderbauen, also die Deckel abschrauben und
die Stimmplatten vom Kanzellenkörper lösen (ein eventuelles Mundstück braucht man nicht abzubauen). Wenn die
Stimmplatten, wie bei modernen Mundharmonikas üblich, auf den Kanzellenkörper geschraubt sind, ist das einfach.
Wenn die Stimmplatten genagelt sind, muss man die Nägel vorsichtig herausziehen. Dies ist eine gute Gelegenheit, die
Nägel durch Schrauben zu ersetzen... Bei Mundharmonikas, die mit Ventilen ausgestattet sind (vor allem chromatische
Mundharmonikas) muss man diese zunächst entfernen und am Schluss wieder aufkleben. Ventile überleben das Entfernen
im Allgemeinen nicht, also muss man hinterher neue nehmen!
Jetzt kann man sich daran machen, die Stimmplatten zu behandeln. Ich habe schon mit verdünnter Essigessenz gute Erfolge
erzielt, aber auch ziemlich lange gebraucht. Andere haben mir von schnelleren Erfolgen mit einem offenbar altbewährten
Messing-Putzmittel berichtet: je
einen Esslöffel Mehl, Salz und Essigessenz zu einer Paste vermischen, dies auftragen und eintrocknen lassen. Ich selbst
habe das noch nicht ausprobiert, werde es aber bei nächster Gelegenheit tun.
Meine meistgebrauchten Werkzeuge (von links nach rechts): Schraubendrehersatz,
Kreuzschlitz- und Schlitzschraubendreher, Feile*, Kratzer*, Haken/Angel*, Lösblättchen*, ein Fläschchen
Silikonöl*, Wattestäbchen, Zahnstocher, Ventilkleber*. Die mit einem *Sternchen gekennzeichneten Dinge entstammen
einem früheren Reparatursatz von Hohner. Die übrigen
Sachen habe ich selbst hinzugefügt. Daneben habe ich noch ein paar Spezialwerkzeuge zum Wechseln von
Stimmzungen.
- Von verschiedenen Herstellern, unter anderem Hohner und Seydel, gibt es Werkzeuge und ganze Werkzeugsätze zum Reparieren und Warten von Mundharmonikas. Ein Teil
der oben abgebildeten Dinge stammen aus einem früheren Reparatursatz von Hohner (heute sehen die Werkzeuge teilweise anders aus). Seydel bietet neben einem Universalwerkzeug auch einen kompletten Werkzeugsatz zum Stimmzungenwechseln
an.
- Bei chromatischen Mundharmonikas sollte man den Schieber vor der
ersten Inbetriebnahme und nach jeder Reinigung einölen, sonst geht er schwer und kann irgendwann ganz fest
sitzen. Hohner liefert mit seinem Reparatursatz (siehe
Bild oben!) ein Fläschchen Silikonöl zu diesem Zweck. Früher habe ich an dieser
Stelle die Verwendung von Hirschtalg, wie er für andere Instrumente verkauft wird, empfohlen. Davon bin ich inzwischen
abgekommen. Nach mehreren Jahren Benutzung hat sich auf dem Schieber ein hartnäckiger Belag gebildet, den ich nicht mehr
entfernen konnte. Das muss nicht am Hirschtalg liegen, kann es aber. Jetzt nehme ich das Silikonöl. Mal abwarten, wie
die Schieber meiner Mundharmonikas in ein paar Jahren aussehen...
Zum Ölen sollte man das Mundstück, das das sogenannte Schieberpaket enthält, auseinander bauen.
Das geht recht einfach - meist, indem man die beiden Schrauben an der Vorderseite löst - aber man sollte dabei
aufpassen, wie es aufgegebaut war, damit man es hinterher auch wieder richtig zusammen bauen kann!
Meistens stecken auf den Schrauben auf der Innenseite des Mundstücks kurze Kunststoffröhrchen, die man keinesfalls
verlieren sollte. Sie dienen als Abstandshalter und als geräuschdämpfender Anschlag für den Schieber. Auch ist
es keineswegs egal, ob man links und rechts oder oben und unten vertauscht! Beim Zusammenbau muss man außerdem darauf
achten, dass hinterher alles wieder gerade und nicht schief sitzt. In einem gerade zusammengebauten Schieberpaket wird der
(gefettete) Schieber auch bei fest angezogenen Schrauben nicht klemmen.
Das Ölen kann man gut mit einem Wattestäbchen vornehmen. Man braucht es nur einmal in das Ölfläschchen
einzutauchen, das reicht für den ganzen Schieber.
- Wenn man will, kann man auch die Deckel der Mundharmonika
putzen. Hohner liefert mit seinem Reparatursatz (siehe
Bild oben!) ein Fläschchen Alkohol, mit dem man aber durch Handschweiß angelaufene Deckel
auch nicht wieder in den Neuzustand versetzen kann. Wahrscheinlich kann man mit speziellen Metallputzmitteln, wie sie
für andere "Blechinstrumente" verkauft werden, mehr ausrichten, aber das habe ich noch nicht probiert. Dazu sollte man
dann aber die Deckel abbauen.
- Die Ventile chromatischer (und ganz weniger diatonischer) Instrumente
sollte man von Zeit zu Zeit kontrollieren und nötigenfalls austauschen. Das ist spätestens dann nötig, wenn
ein Ventil bei Spielen ploppt oder schnarrende Geräusche macht.
Wenn es ploppt (d.h. wenn der Ton mit Verzögerung, aber dann plötzlich kommt), dann klebt das Ventil an der
Stimmplatte fest. In diesem Fall sollte vor dem Einsetzen eines neuen Ventils unbedingt die Stimmplatte rund um den Schlitz
gereinigt werden (mit spülmittelhaltigem Wasser oder mit Isopropanol aus der Apotheke).
Wenn es schnarrt, dann ist das Ventil in der Ruhestellung zu weit von der Stimmplatte abgehoben. Manchmal kann man den
Schaden kurzfristig beheben, indem man vorsichtig mit einem Messer (Cutter oder Taschenmesser) zwischen die beiden Lagen des
Ventils fährt, den Daumen darauf drückt und das Messer gegen den Daumendruck wieder zur Spitze des Ventils hin
herauszieht. Dadurch wölbt sich die obere Schicht des Ventils (Kunststofffolie) mit der Spitze nach unten und
drückt die unter Schicht wieder an die Stimmplatte. Außerdem wird eine eventuelle Verklebung zwischen den beiden
Schichten dadurch aufgehoben. Diese Maßnahme hält aber erfahrungsgemäß nicht lange vor und kann den
Austausch des Ventils nur hinauszögern (bis nach dem Auftritt...).
Aber wie kommt man an neue Ventile? Davon ist ein ganzes Sortiment zum Beispiel im Hohner-Service-Set (das mittlerweile etwas
anders aussieht als in obiger Abbildung) enthalten. Dieses Set bekommt man direkt von Hohner im Musikalienhandel (muss sicher meistens bestellt werden) oder
in Internet-Shops.
Aber wie bekommt man die neuen Ventile fest? Dafür gibt es Ventilkleber, entweder von Hohner (auch im Service-Set) oder ebenfalls im Versandhandel. Vor dem
Aufkleben eines neuen Ventils sollte man immer Reste des alten Ventils und des alten Klebers sorgfältig entfernen. Die
neuen Ventile sind nach Länge in Millimetern sortiert und beschriftet. Man sollte natürlich immer ein Ventil
wählen, das gerade die richtige Länge hat und weder zu kurz noch zu lang ist. Bei richtiger Länge steht das
freie Ende weniger als einen Millimeter über das Ende des Stimmzungenschlitzes hinaus. Zur Not kann man auch ein zu
langes Ventil nachträglich mit einer kleinen, scharfen Schere kürzen. Für das neue Ventil immer nur ganz wenig
Kleber verwenden, so dass er auf keinen Fall in den Stimmzungenschlitz laufen oder gedrückt werden kann! Nach dem
Auflegen des neuen Ventils muss man dieses noch ausrichten, so dass seine Kanten parallel zur Stimmzunge verlaufen und so,
dass es flach auf der Stimmplatte aufliegt. Danach natürlich etwas antrocknen lassen, bevor man die Mundharmonika wieder
zusammenbaut!
Um es nochmals deutlich zu sagen: man sollte nicht davor zurück
schrecken, seine Mundharmonika einmal auseinander zu schrauben! Es kann nicht schaden, wenn man weiß, wie sie von innen
aussieht. Sehr interessant ist auch, sich mal im Spiegel anzuschauen, was geschieht, wenn man in eine Mundharmonika mit
abgeschraubten Deckeln hineinbläst bzw. Luft hindurch zieht.
Zwei Hinweise, die man nicht oft genug wiederholen
kann
Tipps zur ...
Modellauswahl- allgemein- chromatische Mundharmonikas
Verstärkung
Wartung und Pflege
Stimmen und Lösen
Modifizieren- Linksverkehr- Stimmplatten verschrauben
Diese Liste wird bei Gelegenheit erweitert!
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Zu allen hier angesprochenen Themen sage ich auch etwas -
ausführlicher und aktualisiert - in meinem 2022 erschienenen Mundharmonikabuch.
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Wer Fragen hat, die hier nicht beantwortet werden, wird vielleicht
fündig bei einem meiner Mundharmonika-Links. Wenn nicht, kann ich empfehlen,
sich an eines der inzwischen zahlreichen Mundharmonikaforen im Internet zu wenden und die Fragen dort zu stellen.
Man kann sich auch per e-mail direkt an mich wenden.
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