Tipps zur Modellauswahl - Verstärkung - Wartung und Pflege - Stimmen und Lösen - Modifizieren
Zwei Hinweise, die man nicht oft genug wiederholen
kann
Verstärkung:
- Wenn Du noch nie über einen Verstärker gespielt hast, tu das bei
nächster Gelegenheit! Erst dann hörst Du mal den Sound deiner Mundharmonika richtig, egal ob Du Jazz spielst
(auf keinen Fall Verzerrung verwenden, Verstärker nicht übersteuern!) oder Blues (Verzerrung nur durch
Übersteuerung eines Röhrenverstärkers erzielen oder dementsprechendes Effektgerät verwenden; niemals
Transistorverstärker übersteuern, das klingt besch...euert!)
- Wenn Du über einen Verstärker spielst, empfiehlt es sich, die
Höhen ganz weg zu drehen, sonst klingt eine Mundharmonika leicht sehr schrill.
- Welches Mikrofon und welchen Verstärker soll man verwenden? Da
gibt es zahlreiche Dinge zu beachten. Bevor Du Dir selbst ein Mikrofon und einen Verstärker zulegst, solltest Du erst
einmal verschiedene Kombinationen ausprobieren. Die Wahl hängt auch sehr von dem Musikstil ab, den Du spielen willst!
Während für Country-Blues (also die urtümlichste Form des Blues) auch ein Gesangsmikrofon auf einem
Ständer geeignet ist, wird man für "elektrischen" Chicago-Blues ein Mikrofon wählen, dass man mit der Hand
umschließen kann. Da sind besonders die sogenannten Fahrradlampen-Mikrofone (weil sie so aussehen wie ein alter
Fahrradscheinwerfer) gebräuchlich. Sie verursachen allerdings ziemliche Verzerrungen, was sie für andere Musikstile
eher unbrauchbar macht, während man ja im Blues gerade den "dreckigen" Sound haben will. Noch unterstützt wird
dieser Klang von einem echten Röhrenverstärker - oder einem Transistorverstärker mit vorgeschaltetem
Effektgerät, das den Klang eines Röhrenverstärkers simuliert.
Für andere Musikstile kann man häufig ein normales Gesangsmikrofon verwenden, bei denen es allerdings auch
beträchtliche Klangunterschiede gibt. Da muss man wieder ausprobieren, was einem am besten gefällt. Ähnlich
ist es mit einem Verstärker. Wer es besonders edel haben möchte, wird sich einen echten Röhrenverstärker
zulegen, muss dafür aber auch einen gewissen Preis zahlen. Ein Transistorverstärker tut es aber meistens auch und
ist viel billiger. Viele Gitarren- und Gesangsverstärker eignen sich auch zur Verstärkung einer Mundharmonika.
Allerdings muss man darauf achten, dass das gewünschte Mikrofon auch zu diesem Verstärker passt. Das sollte sich
aber insofern von selbst ergeben, weil Du ja die Kombination Mikrofon/Verstärker schon im Laden ausprobiert hast!
Man kann leicht auf die Idee kommen, ein Ansteck- oder Umhängemikrofon für die Verstärkung einer
Mundharmonika zu verwenden: es ist schön klein und leicht und meist auch nicht sehr teuer. Dennoch ist das keine gute
Idee: solche Mikrofone sind für die Aufnahme von Sprache optimiert, und zwar direkt vor der Brust eines Sprechers.
Deswegen wird bei Ihnen der Frequenzbereich der sogenannten "Brustkorbresonanz" herausgefiltert -- und das ist gerade der
Frequenzbereich, den man für die Mundharmonika am nötigsten braucht. Um dies am Verstärker zu kompensieren,
muss man ihn recht weit aufdrehen - und das erhöht die Rückkopplungsgefahr (siehe dazu auch unten) ganz
beträchtlich.
Zur Verringerung der Rückkopplungsgefahr ist es nützlich, wenn das Mikrofon eine gewisse
"Richtcharakteristik" hat, d. h. Schall, der von vorne kommt, lauter aufnimmt, als wenn er von der Seite oder gar von
hinten kommt. Dabei kann man aber nicht generell sagen, dass eine stärkere Richtwirkung auch eine bessere
Rückkopplungsvermeidung bedeutet. Außerdem weisen Mikrofone mit Richtcharakteristik den sogenannten Naheffekt auf,
eine Anhebung der tiefen Töne, wenn sich die Schallquelle nahe am Mikrofon befindet - und das tut die Mundharmonika ja
in der Regel. Ich empfehle daher die sogenannte "Nieren-Charakteristik": sie ist gut geeignet, einen großen Teil der
Rückkopplungssituationen zu vermeiden, aber noch nicht so stark, dass sie unerwünschte Effekte zeigt.
Welche Leistung soll der Verstärker haben? Das hängt zum Einen vom Verstärkertyp ab: ein
Röhrenverstärker benötigt für den selben Zweck nur etwa die halbe (Ausgangs-)Leistung wie ein
Transistorverstärker. Das liegt daran, dass die (erwünschten!) Verzerrungen eines Röhrenverstärkers den
Klang voller machen und er daher lauter wirkt, als er tatsächlich ist. Für den selben Preis wird man aber auch
leicht einen Transistorverstärker mit der doppelten Leistung bekommen. Für den Probenraum reicht eine
Ausgangsleistung von einigen zehn Watt bis zu hundert Watt allemal aus. Hundert Watt -- so viel hat mein
Übungsverstärker -- reichen auch locker, um einen kleineren Saal zu beschallen. Für einen größeren
Saal braucht man dann schon leicht mal ein paar hundert Watt - aber so viel Publikum wird man am Anfang sicher nicht haben.
Wenn man draußen spielen und auch gehört werden will, dann wird man meist nicht mit dem eigenen Verstärker
auskommen, sondern über eine Verstärkeranlage (PA) spielen müssen.
- Zur Vermeidung von Rückkopplungen ist es vorteilhaft, wenn die
Mundharmonika schon von sich aus relativ laut ist - klar, dann braucht man den Verstärker nicht so weit aufzudrehen.
Generell sind chromatische Mundharmonikas leiser als diatonische (Bluesharps), was verschiedene Gründe hat. Mit einer
chromatische Mundharmonika erzielt man eine größere Lautstärke, wenn sie (zumindest teilweise) mit Ventilen
ausgestattet ist. Ventile verhindern, dass beim Blasen auch Luft durch die Ziehzunge entweichen kann (und umgekehrt);
deshalb kann man mit derselben Luftmenge lauter spielen. Aber Vorsicht: nicht in alle Modelle lassen sich nachträglich
Ventile einbauen, und nicht alle Ventile, die schon eingebaut geliefert werden, taugen etwas, wenn man sie nicht
modifiziert!
- Ich mag keine normalen (Gesangs-)Mikrofone, weil die mir zu schwer sind. Die
im Blues gängigen "Fahrradlampen"-Mikrofone sind für Jazz eher ungeeignet, denn sie beeinflussen den Klang doch
sehr. Ausserdem habe ich relativ kleine Hände und hätte Schwierigkeiten, den Raum um das Mikrofon damit zu
schließen. (Das ist nötig, wenn man Handeffekte wie Wah-Wah und Handtremolo einsetzen möchte.) Deshalb habe
ich mir ein kleines Mikrofon selbst gebaut; wie, das ist in meinem Artikel
(erschienen in der Zeitschrift Harmonica
Player Nr. 7) genau beschrieben. Solch ein Mikrofon kann ich nur empfehlen: es ist leicht, und weil man es
vollständig mit den Händen umschließen kann, ist es auch wenig anfällig für die allfälligen
Rückkopplungen.
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Zum Thema Verstärkung, Mikrofone und Klangformung sage ich auch etwas -
ausführlicher und aktualisiert - in meinem 2022 erschienenen Mundharmonikabuch.
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Zwei Hinweise, die man nicht oft genug wiederholen
kann
Tipps zur ...
Modellauswahl- allgemein- chromatische Mundharmonikas
Verstärkung
Wartung und Pflege
Stimmen und Lösen
Modifizieren- Linksverkehr- Stimmplatten verschrauben
Diese Liste wird bei Gelegenheit erweitert!
Wer Fragen hat, die hier nicht beantwortet werden, wird vielleicht
fündig bei Chmel.at oder bei tafnac (alle deutsch) oder bei einem meiner Mundharmonika-Links. Wenn nicht, kann ich empfehlen, sich an eines der inzwischen zahlreichen
Mundharmonikaforen im Internet zu wenden und die Fragen dort zu stellen. Man kann sich auch per e-mail direkt an mich wenden.
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