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Dieser Artikel ist ursprünglich in der Zeitschrift Harmonica Player erschienen.
Bitte auch die Aktualisierungen am Ende beachten!
So ein Mikrofon zum Selberbauen, wie im Artikel von Georg Habernoll in Harmonica Player No. 6 beschrieben, benutze
ich schon lange und habe einige Erfahrungen damit gesammelt - überwiegend gute!
Ein schwacher Punkt der Mikrofonkonstruktion sind die Lötstellen an der Mikrofonkapsel:
sie brechen durch die Bewegungen bei der Benutzung leicht ab. Ich habe mir daher ein neues Mikrofon gebaut, das dagegen
besser gefeit ist und seither gut funktioniert: Ich verwende eine Miniatur-Mikrofonkapsel mit nur ca. 5 mm Durchmesser. Sie
wird im Elektronikhandel als "Meßmikrofon" verkauft, das hört sich schon mal nach einem sehr linearen Frequenzgang
und damit nicht schlecht an... (ist aber trotzdem nicht teuer: unter 10 DM). Diese Kapsel paßt in eine ganz
gewöhnliche Kabeldurchführung mit Zugentlastung rein.
Kabeldurchführung mit Zugentlastung - was ist denn das? Stell Dir vor, Du willst das
defekte Netzkabel an einem Gerät austauschen, und es ist am Gerät nicht einfach eingesteckt, sondern durch die Wand
des Gerätegehäuses hindurchgeführt. Dann kommt das Kabel ja nicht einfach so durch ein Loch in der Wand
heraus, sondern es sitzt in einem Plastikteil fest, und das ist die Kabeldurchführung. Sie dient meistens zugleich als
Zugentlastung, denn wenn man versehentlich (oder auch absichtlich) stark am Kabel zieht, sollen ja nicht innen gleich die
Drähte abreißen. Deswegen ist das Kabel mit seiner äußeren Isolierung meistens in der Durchführung
festgeklemmt, zur Zugentlastung eben. Solche Kabeldurchführungen kann man für ca. 1,50 DM im Elektronikladen oder
auch in manchen Elektrogeschäften bekommen.
Das
(Plastik-)Gewinde der Durchführung, mit dem man sie normalerweise im Gehäuse festschraubt, habe ich bis auf ein
kurzes Stück abgesägt. Die Mikrofonkapsel habe ich an das entspechende Kabel angelötet (Bild 1), mit einer
dünnen Lage Schaumstoff umwickelt und dann das Kabel durch die Kabeldurchführung, die als Mikrofongehäuse
dienen soll, hindurchgezogen, bis die Kapsel samt Schaumstoff darin verschwindet. Dann noch die Zugentlastung festgezogen...
fertig (Bild 2)!
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Das heißt,
an das andere Kabelende muß natürlich noch ein (Klinken-)Stecker angelötet werden. Die Mikrofonkapsel sitzt
jetzt - gestützt vom Schaumgummi - in der Kabeldurchführung, und nichts außer ihrem sehr geringen
Eigengewicht zieht an den Lötstellen. Jetzt kann ich das Mikrofon ohne mechanische Belastung der Lötstellen am
Kabel oder am "Gehäuse" (Kabeldurchführung) festhalten bzw. zwischen die Finger klemmen. Hat sich sehr
bewährt!
Was sich übrigens gerade jüngstens bei mir nicht bewährt hat, ist,
nicht auf Qualität beim Stecker geachtet zu haben. Die Folge war ein Wackelkontakt mit Aussetzern und Krachen im
Verstärker!
Als Kabel braucht man übrigens nicht unbedingt zweiadriges Mikrofonkabel zu verwenden,
einadriges tut's auch, wenn man die Abschirmung als Masseleitung verwendet. Einadriges Kabel kann allerdings eventuell zu
dünn sein, um es in der Zugentlastung der obigen Konstruktion festzuklemmen. Wenn man zweiadriges verwendet, dann sollte
man es auch ganz richtig machen und die Abschirmung nur auf einer (!) Seite, nämlich der dem Verstärker zugewandten
(also im Klinkenstecker), mit dem Massekabel verbinden. So vermeidet man von vornherein eine sogenannte
Brummschleife.
Den Einschalter am Batteriekästchen kann man sich sparen, wenn man sich angewöhnt,
den Stecker des Mikrofons bei Nichtbenutzung abzuziehen; dann kann das Mikro auch keinen Strom verbrauchen.
Inzwischen habe ich mir eine ganz komfortable Konstruktion gebaut: ein Kästchen, am
Gürtel zu tragen, das nicht nur die Stromversorgung für das Mikro, sondern auch noch eine Klang- und
Lautstärkeregelung enthält. Darüber hinaus ist damit auch "Phantomspeisung" (die Bezeichnung ist in diesem
Fall eigentlich nicht ganz korrekt) durch einen entsprechenden Vorverstärker oder Mischpult möglich, so daß
man nicht immer noch auf volle Batterien angewiesen ist.
[Zum vergrößerten Anzeigen des Schaltplanes bitte auf denselben klicken! - Öffent neues
Fenster.]
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Für die Bastler und Elektronikfreaks unter Euch habe ich ein paar Fotos und den Schaltplan
beigefügt. Bild 3 zeigt das Kästchen von hinten; deutlich zu sehen ist die Klammer, mit der es am Gürtel oder
an der Hosentasche befestigt wird. Darunter ist das Batteriefach; ich verwende zwei Mignonzellen, aber auch ein 9-V-Block
würde da rein passen. An den Schmalseiten sieht man im Uhrzeigersinn: Tiefenregler, Höhenregler (links),
Mikrofonbuchse, Lautstärkeregler (oben), Umschalter Batteriebetrieb/Phantomspeisung, Ausgangsbuchse
(rechts). |
Bild 4 zeigt
das innere Gehäuse, das ich aus einem Stück Alublech gebogen habe. Es verleiht dem Ganzen eine gewisse mechanische
Stabilität und verbessert die elektromagnetische Abschirmung. |
In
Bild 5 und 6 kann man einen Eindruck davon bekommen, wie die Elektronik und die Bedienkomponenten in dieses kleine
Gehäuse hineingequetscht wurden. Das erfordert genaue Planung und ist eine wahre Fummelarbeit! Auch die Batteriekontakte
sind selbstgebogen, aus Messingblech. Für einen 9-V-Block kann man natürlich einen käuflichen Clip
verwenden. |
Ich plane noch,
in das Kästchen einen abschaltbaren Vorverzerrer einzubauen, der den Röhrensound auch ohne voll aufgedrehte
Lautstärke (und sogar ohne Röhrenverstärker) produzieren kann. (Für elektronisch Vorgebildete: das
müßte sich im Prinzip mit zwei antiparallelen Dioden im Rückkopplungszweig der ersten Verstärkerstufe
(IC1a) bewerkstelligen lassen.) Aber so weit bin ich noch nicht, und vielleicht ist ja einer von den Lesern
schneller... |
Klaus Rohwer, Ulm
Dieser Artikel ist erschienen in Heft 7 (Frühjahr 1998) der
deutschsprachigen Mundharmonikazeitschrift Harmonica
Player.
Seit dem habe ich natürlich auch wieder Erfahrungen gesammelt: so sind 3,5-mm-Klinkenstecker äußerst
wackelkontaktanfällig und sollten für die Bühne nicht benutzt werden! Besser sind Cinch-Stecker und -Buchsen,
sofern man auf gute Qualität achtet. Wenn man mehr als eine Signalleitung benötigt, genügt ein Cinch-Stecker
natürlich nicht, dann kann man auf die guten alten DIN-("Dioden"-)Stecker ausweichen. Für zwei Signalleitungen zum
Beispiel verwendet man vorteilhaft einen 5-poligen DIN-Stecker, bei dem man je zwei Kontakte parallel schaltet - das
erhöht die Kontaktsicherheit. Die Masse wird sowohl über Kontakt 2 als auch über das Gehäuse des Steckers
geführt. Noch besser und kontaktsicherer wären XLR-Steckverbindungen, aber die sind zu sperrig für den Einbau
in solch ein kleines Gehäuse.
Um die Batterie zu schonen, ist ein Ausschalter nicht besonders geeignet, denn man vergisst leicht, ihn zu betätigen.
Besser ist es, am Ausgang eine 6,3-mm-Klinkenbuchse zu verwenden, die über einen isolierten Schaltkontakt verfügt,
über den die Batterie angeschlossen wird. So wird die Stromversorgung beim Ausstecken des Kabels zum Verstärker
sicher unterbrochen.
Es hat sich bewährt, das Mikrofon noch mit einem Dämpfungsmaterial als "Poppschutz" zu versehen. Zunächst habe
ich einfach Verpackungswatte herumgewickelt und mit einem Draht fixiert, was jedoch auf die Dauer unansehnlich aussah. Dann
habe ich mir eine ringförmige Scheibe aus Kunststoff gemacht, die an der Kabeldurchführung befestigt wird.
Darüber habe ich dann eine käufliche Ersatz-Schaumstoffmuschel für Kopfhörer gezogen - funktioniert recht
gut und sieht gut aus.
Auf die Dauer hat sich gezeigt, dass es wünschenswert ist, dass ein Mundharmonikamikrofon eine Richtcharakteristik
besitzt, um noch besser vor Rückkopplungen geschützt zu sein. Daraufhin habe ich mir unter Verwendung zweier
Mikrofonkapseln ein Richtmikrofon gebaut, über das ich in der Elektronik-Zeitschrift Elektor (Heft 11/2003) berichtet habe.
Dieses Mikrofon habe ich zwar lange Jahre eingesetzt, auch auf der Bühne, aber es hat sich gezeigt, dass es für den rauen
Bühnenbetrieb nicht robust genug war. Die sehr dünnen Drähte, mit denen die Mikrofonkapseln angeschlossen werden mussten,
rissen oft, womit die Richtwirkung verloren ging. Weil ich das Reparieren irgendwann leid war, habe ich mir ein käufliches
Mikrofon zugelegt.
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Über Mikrofone schreibe ich auch etwas in meinem 2022 erschienenen
Mundharmonikabuch. Auch meine Selbstbau-Mikrofone werden dort erwähnt.
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Liste meiner (nicht nur musikalischen) Veröffentlichungen.
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